Netz der Gewalt
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Zum Inhalt:
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Im Waldhausener Forst wird unter makabren Umständen eine männliche Leiche gefunden. Kriminalhauptkommissar Heiner Spürmann wird auf den Fall angesetzt, gemeinsam mit seiner neuen Kollegin Lena, die gerade von der Schulbank ins harte Polizeileben versetzt wurde.
Die Ermittlungen ergeben, dass der Tatort an anderer Stelle liegt und der Tote eine dubiose Vergangenheit hatte, die auch Spürmann mit ihm teilt. Denn er und der Ermordete haben, wenn auch meist zu unterschiedlichen Zeiten, im gleichen Dort gelebt.
Während der Ermittlungen, in denen es Spürmann offensichtlich nicht nur mit einem Täter zu tun hat, ist ihm sein Stammtisch unbeabsichtigt eine große Hilfe
Leseprobe
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Der Mond schob sich hinter einer dunklen Wolke hervor und tauchte den Wald in einen zarten Silberschein. Marek rappelte sich von seinem Baumstumpf hoch und streckte sich. Sein Rucksack, den er für alle Fälle geschultert hatte, und der außer einer kleinen Wegzehrung nichts enthielt und die Flinte, ein Drilling, in alter Weidmannsmanier gleich einer Schaukel am Riemen nach unten über die Schulter gehängt, mit dem Lauf nach vorne und den Unterarm darauf stützend, waren dabei leicht hinderlich.
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Ein Blick auf seine Armbanduhr sagte ihm, dass es inzwischen zwei Uhr war. Eine Stunde noch, dann wollte er seinen Streifzug beenden. Kein Stück Wild hatte er in den vergangenen Stunden gesehen. Wie auch, bei dieser Dunkelheit. „Ich hätte heute erst gar nicht rausgehen sollen“, dachte er. Noch ein paar hundert Meter, dann würde er wieder auf lichtem Gelände sein, dort, wo er sein Fahrzeug, einen kleinen Pick-up-Geländewagen, abgestellt hatte.
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Doch kaum hatte er die ersten Schritte hinter sich gebracht, verschwand der Mond wieder hinter einer Wolke und tauchte den Wald erneut in eine fahle Dunkelheit. Leise fluchend tastete sich Marek weiter. Ein Ast fegte ihm den Hut vom Kopf, den er fluchend und tastend schließlich auf der Erde wiederfand. Gebückt schlug er den Hut gegen seine Beine, auf seine lederne Bundhose über den stabilen Wanderschuhen, um ihn vom Schmutz zu befreien. Der Mond hatte inzwischen die kleine dunkle Wolke durchwandert und tauchte an deren Ende nun wieder hervor, ein gelblichweißes Licht verbreitend. Mit einer schwungvollen Geste wollte sich Marek seinen Hut aufsetzen, doch er verharrte mitten in dieser Bewegung. Das, was sich ihm aus seiner gebückt verharrenden Stellung erschloss, ließ sein Herz verkrampfen und alles Blut aus seinem Kopf entweichen. Für einen Moment glaubte Marek, sämtliches Leben würde aus ihm mit einem Ruck entfliehen. Denn was er dort vor sich sah, jagte ihm, dem erfahrenen Jägersmann, einen grausigen Schauer über den Rücken.